Home of Trails – Engadin -St. Moritz

Text Holger Schaarschmidt & Bild Stefan Schopf
Geschichten

Flowtrails ganz weit oben

Ehrwürdig erhaben späht „Guardiaun Grischun“, der in bronze gebannte Steinbock, von einem Felsvorsprung am Piz Nair von 3.056 Meter Höhe ins Engadin. Für viele der persönliche Höhenrekord mit dem Bike.

Aus der Mountainbike Region Engadin St. Moritz

 
 

Kaum einen anderen Ort der Alpen verbindet man mehr mit Chic und Glamour als St. Moritz. In der Einkaufsmeile glitzern und glänzen Gucci, Prada und BlingBling… so meine Vorstellung. Doch schon der erste Eindruck belehrt mich eines Besseren. Zwar liegen Luxus und Extravaganz in der Luft des mondänen Kurorts, doch man spürt auch etwas anderes: „Diese Berge. Diese Seen. Dieses Licht.“ Treffender als der Slogan der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz könnte man es nicht ausdrücken. Seit Danny MacAskills Bikevideo „Home of Trails“ ist mir bereits bewusst – hier erleben Mountainbiker mehr als nur den schönen Schein.

Mountainbike Region St.Moritz Via Engadinia 7

Entlang am St. Moritzersee lässt es sich perfekt einrollen.

Elegantes St. Moritz – Archaisches Engadin
Mit einem dezenten Rütteln und Rauschen verlassen wir mit der Standseilbahn Chantarella Corviglia das schicke St. Moritz und tauchen ein in die Engadiner Bergwelt. In Minutenschnelle erreichen wir die Bergstation, steigen um in die Luftseilbahn zum Piz Nair und finden uns kurz darauf in 3.056 Meter Höhe wieder. Für viele Mountainbiker wahrscheinlich der persönliche Höhenrekord, den man jemals mit dem Bike erreicht haben wird. Ehrwürdig erhaben späht „Guardiaun Grischun“, der in Bronze gebannte Steinbock, von einem Felsvorsprung ins Engadin, erblickt die imposanten Albula-Alpen sowie die mit gleißendweißen Schneegipfeln und mystisch blau schimmernden Gletschern bedeckte Bernina-Gruppe mit dem 4.049 Meter hohen Piz Bernina; das in den Granit geschnittene Bergell und die Livigno-Alpen mit ihrer von Nationalparks überzogenen Wildnis. Atemberaubend! In der breiten Talsohle präsentieren sich die trinkwassersauberen, tiefblauen Oberengadiner Seen, Ursprung des Inn. Bei guter Fernsicht erkennt man den Ortler in Südtirol, die Wildspitze und den Großvenediger in Österreich; den höchsten Berg Deutschlands, die Zugspitze und sogar den Monte Rosa und das Matterhorn im Westen. Noch überwältigender als das Panorama, sorgen die vor uns liegenden Trails beinahe für euphorische Schnappatmung. Wir steigen direkt in den ersten Singletrail ein, queren auf einem schmalen Pfad ein Geröllfeld, um sogleich rasant bergab über Steinplatten, technische Passagen und Kurven gen Tal zu rauschen. Das Ende dieses noch fahrtechnisch fordernden Trails ist der Anfang des ersten Flowtrails an der Bergstation Corviglia. Schon nach den ersten Kurven spürt man: Hier haben Trailbauer die Schaufel geschwungen, die ihr Handwerk beherrschen. Feinste, sauber angelegte Kurven, kleine Sprünge, abwechslungsreiche Richtungswechsel auf 480 Tiefenmetern führen auf der ehemaligen Olympiapiste von 1948 – daher der Beiname Olympia-Flowtrail – über herrliche Almwiesen und durch schroffes Felsgelände in wilde, bezaubernd duftenden Arvenwälder.

Feinste Trails und berauschender Flow
Unten angekommen, nehmen wir sogleich die nächste Bahn zur Corviglia. Wir sind im Bergrausch. Auch der WM Flowtrail überzeugt mit perfekt gebauten Kurven, sauber angelegten Anliegern und perfekt inszenierten Sprüngen. Das garantiert maximalen Fahrspaß beim Pushen, Hüpfen und Aussicht genießen. Über eine Schotterstraße gelangen wir vom Trailende über die idyllisch gelegene Alp Suvretta zum Abschluss der Trail-Trilogie: dem Foppettas Flowtrail. Die einmalig angelegte Kombination aus Kurven und Wellen wurde perfekt in den lichten Nadelwald eingebettet. Elemente aus Holz und kleine Sprünge würzen das Flowerlebnis. Und plötzlich befinden wir uns zurück im Tal, ein nur durch die Ohren unterbrochenes Grinsen im Gesicht, das sonst wohl nur Drogen erzeugen können. Vielleicht gar nicht so abwegig – Bewusstseinserweiterung durch Flowtrails. Sicherlich besser als echtes Rauschgift, jedoch mindestens so addiktiv. In diesem Sinne kurbeln wir zurück nach St. Moritz. Der Magen beginnt zu knurren. Mit der Alto Bar finden wir einen Ort mit Flair und guter Aussicht, direkt am Ausstieg der Standseilbahn Chantarella. Wir stärken uns mit einer Ladung Koffein, heißer Schoki und leckeren Snacks. Hier trifft sich die Bikerszene und man kommt rasch ins Gespräch. Es wird allerlei Bikerlatein ausgetauscht; Tourentipps, Highlights und mitunter Lebensgeschichten. Mit neuen Inspirationen und Energie starten wir zur Nachmittagstour. Alle Trails noch mal – wir spüren schon Trail-Entzug.

"Engadin St. Moritz ist nicht nur ein Paradies für Biker, hier kommen die verschiedensten Sportler, Naturliebhaber und Genussmenschen zusammen."
Mountainbike Region St.Moritz Via Engadinia 1

Mit dem EBike lassen sich die Anstiege leicht meistern und die Aussicht auf St. Moritz genießen.

Via Engiadina – Panorama E-Biking
Am nächsten Tag begleitet uns Silvan von der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz zu einem der Highlights abseits der Lifte. Der anspruchsvolle Trail ist Teil der Via Engiadina, eines Panorama-Weitwanderweges, der als Höhenweg vom Unterengadin bis zum Malojapass führt. Die zur Verfügung gestellten E-Bikes erleichtern das Vorankommen beachtlich, zumindest auf den ersten Kilometern bergauf zur Alp Suvretta. Schon am Vortag hatten wir die malerische Alp kennengelernt. Diesmal geht es nicht in den Foppettas Flowtrail, sondern wir erklimmen den mit kleinen technischen Challenges gespickten Höhenweg oberhalb der Oberengadiner Seen. Sogar eine kurze Schiebepassage um einen Felsen ist dabei. Der Trail ist nichts für Sonntagsradler, der Ausblick dagegen schon. Mit gutem Balancegefühl und technischem Geschick versuchen wir die Kollision der Pedale mit der Wegböschung links und rechts zu vermeiden. Wir treffen einige Wanderer. Respektvoll und freundlich grüßt man sich und tauscht sich aus. Unser Guide erwähnt, dass alle Wege in Graubünden von Wanderern und Bikern gleichermaßen benutzt werden dürfen, solange keine explizite Sperrung vorliegt. In der Ferienregion Engadin St. Moritz wird Mountainbiking nicht auf allen Bergen gefördert. In einigen Bereichen mit hohem Touristenaufkommen werden Entflechtungen geprüft, damit Wanderer und Biker jeweils ungestört reine Wanderwege oder Biketrails genießen können.
Ich beobachte den See und sehe eine Vielzahl von Kitern und Windsurfern, die gegen Abend die guten Windverhältnisse ausnutzen. Die Ferienregion Engadin St. Moritz ist nicht nur ein Paradies für Biker, meint Silvan, hier kommen die verschiedensten Sportler, Naturliebhaber und Genussmenschen zusammen. Apropos Genuss: Um den Tag perfekt zu machen, zeigt uns unser Guide noch das beste Restaurant für leckere Bündner Capuns und Pizzoccheri della Valtellina. Nach unserem leider nur kurzen Intermezzo in der Ferienregion Engadin St. Moritz hat sich mein Bild von der Region gewandelt: Wenn ich nun von High Society spreche, dann nur wegen der Höhenlage oder berauschender Trails.

Mountainbike Special
Wer mehr als eine Nacht in einem teilnehmenden Hotel bucht, kann das Bergbahnticket Oberengadin und das Mountainbike Transport Ticket für die Bergbahnen auf der Corviglia kostenlos dazu buchen. 

Zur Region und zu unserem Hotel Tipp

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Engadin St. Moritz

Via San Gian 30
7500 St. Moritz

+41 81 830 00 01
allegra@engadin.com
engadin.com/de

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Hotel Cresta Palace

Via Maistra 75
7505 Celerina / St. Moritz

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crestapalace.ch

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