Traildog Ausbildung

Text Mirjam Milad Bild Josefine Holitzka, privat
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Worauf kommt es an, wenn ich meinen Hund mit zum Mountainbiken nehmen möchte?

Von Hannah Barnes über Jasper Jauch und Josefine Holitzka bis Oli Dorn: Fotos und Videos mit Traildogs feiern Hochkonjunktur. Und es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als gemeinsam mit dem vierbeinigen Gefährten über die Lieblingstrails zu flitzen. Doch wer seinen Hund mit zum Mountainbiken nehmen möchte, sollte sich von Anfang an mit seinen Fähigkeiten und seiner Ausbildung auseinandersetzen. Hundetrainerin Carina Knoll erklärt, worauf es ankommt.

 
 
Traildog Ausbildung Carina Knoll

Carina Knoll
betreibt mit ihrer Kollegin Angela Koch in Mittelfranken die Hundeschule Advo-Canis. Sie hat sich auf die Beschäftigung und Auslastung von aktiven Hunden spezialisiert. Auch privat schlägt ihr Herz für den Zughundesport. Mit ihren vier eigenen Hunden nimmt sie regelmäßig an Wettkämpfen im sogennanten Bikejöring teil.
www.advo-canis.de

Mirjam Milad: Worauf muss ich achten, wenn ich mir einen Hund zulegen möchte, der mich beim Radfahren begleitet? Welche Rassen eignen sich besonders?

Carina Knoll: Über viele Jahrzehnte haben wir Menschen züchterisch die Eigenschaften selektiert, die wir für die tägliche Arbeit, beispielsweise das Ziehen von Lasten oder das Hüten von Schafen, brauchten. Jede Rasse bringt also gewisse Eigenschaften und Voraussetzungen mit. Grundsätzlich eignen sich agile und lauffreudige Rassen oder Mischlinge. Auch die Größe spielt natürlich eine Rolle. Wobei ich durchaus Jack Russel Terrier kenne, denen es beim Wandern nicht weit genug gehen kann. Nicht nur jede Rasse ist also anders, sondern auch jedes Individuum. Grundsätzlich verändert die Anschaffung eines Hundes den kompletten Alltag. Hier muss ich mich fragen, wie ich meinen Tag organisieren kann. Gerade wenn ein Welpe einzieht, müssen einige Dinge geklärt werden: Wer passt auf den Kleinen am Anfang auf? Kann ich den Hund eventuell mit zur Arbeit nehmen oder ist Home Office denkbar? Habe ich genügend Zeit, um dem kleinen Vierbeiner die Welt zu zeigen und alles Wichtige beizubringen? Auf keinen Fall solltest du dich für einen Hund entscheiden, nur weil er dir optisch gefällt. Gerade sehr aktive Rassen wie beispielsweise Border Collies, Malinios oder andere Jagd- und Hütehunde fordern ihre Besitzer nicht nur körperlich, sondern wollen auch geistig ausgelastet sein. Daneben dürfen auch Ruhe und Entspannung nicht zu kurz kommen, um keinen Zappelphilipp zu Hause zu haben. Am besten nimmst du vorab zu Züchtern und Hundeschulen Kontakt auf und lässt dich über die Rasse deiner Wahl beraten.

Mirjam Milad: Ab welchem Alter und wie führe ich einen Hund an das Mitlaufen beim Biken heran? Gibt es bestimmte Signale, die ich meinem Hund beibringen sollte?

Carina Knoll: Mit dem Training sollte nicht vor einem Jahr, bei größeren Rassen sogar nicht vor 18 Monaten begonnen werden. Du startest das Training am besten mit einer „Trockenübung“, bei der sich der Hund erst einmal an das Bike und dessen Geräusche gewöhnen kann. Schiebe das Rad zunächst ohne aufzusteigen neben dir und deinem Hund her. Gerade bei ängstlichen und schreckhaften Hunden ist es wichtig, langsam mit dem Aufbau zu beginnen. Klappt das Schieben gut, kannst du aufsteigen und die ersten gemeinsamen Meter meistern. Suche dir hierfür eine gewohnte, ablenkungsarme Umgebung aus und lobe oder belohne deinen Hund, wenn er aufmerksam neben dir herläuft. Langsam kannst du so nach und nach die Ablenkungen und Strecken steigern. Wickle die Leine dabei nicht um deine Hände. Zieht dein Hund, gerade am Anfang, doch einmal nach links oder rechts, kannst du sonst nicht mehr loslassen.

Traildog Ausbildung
Traildog Ausbildung

Mirjam Milad: Wie kann ich von vornherein verhindern, dass mich ein angeleinter Hund vom Rad zieht, etwa wenn andere Hunde auftauchen?

Carina Knoll: Die Basis für das gemeinsame Fahrraderlebnis mit Hund ist die Grunderziehung. Hat mein Hund bereits ohne Fahrrad Probleme mit anderen Hunden, jagt oder bellt er vorbeilaufende Jogger an, sollte zunächst daran gearbeitet werden. Am besten holst du dir hier Unterstützung durch einen Hundetrainer. Dieser geht individuell auf dich und deinen Hund als Team ein und gibt Tipps für das Training. Klappt am „Boden“ alles reibungslos und ist dein Hund auch auf Distanz aufmerksam bei dir, kannst du dich in den Sattel schwingen.

Mirjam Milad: Und wenn ich ohne Leine unterwegs bin, sollte ich den Hund lieber hinter mit her- oder vorauslaufen lassen? Macht das einen Unterschied?

Carina Knoll: Das kommt ganz auf die Situation an. Fahre ich einen Weg, bei dem ich eine gute Weitsicht habe, also Gefahren rechtzeitig erkenne, kann der Hund auch vorauslaufen. In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, ein „Stopp“ Kommando zu trainieren. Läuft der Hund zu weit vor oder auf einen sich abzweigenden Weg zu, kann man so wieder auffahren und hat die Möglichkeit, beispielsweise auf entgegenkommende Radfahrer zu reagieren. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang ein funktionierender Rückruf. Dieser kann zum Beispiel mit einer Pfeife trainiert werden. Grundsätzlich gilt: Dein Hund sollte nur ohne Leine laufen, wenn er sicher und aus jeder Situation abrufbar ist. Achte auch darauf, dass dein Vierbeiner auf den Wegen bleibt und nicht im Unterholz stöbert oder über frisch angesäte Äcker rennt.

"Am Besten eignen sich Wald- und Feldwege. Gerade kleinere Singletrails machen den meisten Hunden großen Spaß! Aufpassen sollte man bei grobem Schotter und Asphalt. Die Pfoten reiben sich darauf schnell wund."

Mirjam Milad: Wie vermeide ich Überlastungen? Gibt es Richtwerte je nach Alter und Größe des Hundes, wie viele Kilometer und/oder Höhenmeter pro Tag angemessen sind?

Carina Knoll: Kondition aufbauen ist ein wichtiges Thema. Beginne nicht direkt mit einer großen Tour, sondern steigere die Strecken langsam. Keiner von uns, der heute mit dem Joggen anfängt, wird morgen einen Marathon laufen. Erstens, weil es konditionell nicht geht, und zweitens, weil unsere Motivation in den Keller rutscht, wenn uns am Tag danach alles schmerzt. Beim Hund ist es ähnlich. Eine gemeinsame Biketour soll Mensch und Hund gleichermaßen Spaß machen. Gerade junge Hunde überschätzen sich dabei auch gerne. Daher ist es an uns Menschen, das Training entsprechend zu planen. Nutze hierfür auch gerne ein Trainingstagebuch und schreibe auf, wie lange und wie anstrengend die letzte Einheit war. Gönne deinem Hund dazwischen auch ausreichend Ruhephasen und Trainingspausen – gerade am Anfang. Wirf vor Beginn des Trainings auch immer einen Blick auf das Thermometer. Eine Biketour sollte nicht bei 25 Grad geplant werden, zumal sich der Boden bei hoher Sonneneinstrahlung auch aufheizt. Im Frühjahr und Sommer gilt: Sport am Morgen bei Temperaturen bis circa 15 Grad.

Mirjam Milad: Kann ich meinem Hund jede Art von Gelände zumuten? Welches eignet sich besonders gut für Touren mit Hund?

Carina Knoll: Am besten eignen sich Wald- und Feldwege. Gerade kleinere Singletrails machen den meisten Hunden großen Spaß. Aufpassen sollte man bei grobem Schotter und Asphalt. Insbesondere bei sehr großen Schottersteinen können die Spitzen die Ballenhaut verletzten. Asphalt heizt sich schnell auf, und die Pfoten reiben sich durch die grobe Struktur wund.

Traildog Ausbildung Josefine Holitzka

Josefine Holitzka
ist leidenschaftliche Mountainbikerin aus dem Odenwald und Besitzerin von Coco. Coco ist eine fünfjährige Border Collie Hündin. „Ich schätze ihr selbstbewusstes, aber freundliches Wesen und ihren Verstand und ihre Aufmerksamkeit auf dem Trail“, sagt Josefine. Zu den Lieblings Bikeregionen der beiden gehören der Pfälzerwald und die Vogesen mit ihren naturbelassenen und wilden Trails. Ihre Erlebnisse teilt sie auf Instagram unter: @josefine.holitzka

Mirjam Milad: Wie erkenne ich, dass der Hund Spaß hat? Und wie, dass er müde ist?

Carina Knoll: Man sollte seinen Hund genau beobachten. Hängt er plötzlich hinterher, hechelt stark oder läuft nicht mehr „rund“, ist dringend eine Pause angesagt. Dann sollte ich mir die Frage stellen: Was war diesmal anders? War mein Tempo zu hoch? Die Strecke zu anspruchsvoll? Dann kann man künftig diese Parameter berücksichtigen und an den Trainingszustand des Hundes anpassen. Auch unabhängig davon haben Hunde manchmal einen schlechten Tag. Wenn ich das Gefühl habe, dass das der Fall ist, unternehme ich einfach einen lockeren Spaziergang und genieße die Zeit mit meiner Fellnase.

Mirjam Milad: Muss ich darauf achten, meinen Hund nicht zu einseitig zu belasten? Sollte ich auch „Ausgleichssport“ mit ihm machen?

Carina Knoll: Es gibt viele tolle Fitnessübungen für Hunde, die die Stabilität und Mobilität fördern. Dazu zählen Cavaletti- und Balanceübungen sowie Dehnungen. Zudem empfehle ich regelmäßige Termine beim Tierphysiotherapeuten. Genauso wie Menschen können auch Hunde Blockaden oder Fehlhaltungen entwickeln, die mit der Zeit immer mehr Probleme machen. Ein Tierphsyiotherapeut kann hier ansetzen und Verspannungen lösen, bevor es zu ernsteren Erkrankungen kommt.

Traildog Ausbildung
Traildog Ausbildung

Mirjam Milad: Du rätst Hundebesitzern, ihren Hund vorab vom Tierarzt hinsichtlich seiner Eignung als Sportpartner zu testen. Was wird untersucht und warum?

Carina Knoll: Richtig, ich rate allen Neueinsteigern mit Hunden zu einem Check up beim Tierarzt. Dieser überprüft dann, ob aus gesundheitlicher Sicht etwas gegen den Sport spricht. Hierzu zählen beispielsweise Herz- oder Atemerkrankungen sowie Probleme mit den Gelenken. Gibt der Tierarzt sein „Go“, kann mit dem Training begonnen werden.

Mirjam Milad: Benötige ich spezielle Ausrüstung, wenn ich meinen Hund zum Biken mitnehmen möchte?

Carina Knoll: Im Endeffekt benötigen sie dieselbe Ausrüstung wie du selbst: Im Rucksack sollten Wasser und ein Napf für den Hund sein. Auch ein kleines Erste Hilfe Set habe ich immer dabei. Darin enthalten sind beispielsweise eine Zeckenzange, Booties („Pfotenschuhe“ zum Schutz vor Verletzungen), Mullbinden und Pflaster. Wie wir Menschen auch braucht der Hund eine bequeme „Sportkleidung“: Ein gut sitzendes, atmungsaktives Geschirr, welches nicht scheuert oder drückt, ist ideal. Gerade wenn der Hund an der Leine geführt wird, ist ein Geschirr einem Halsband vorzuziehen, da es dabei im Fall eines Sturzes oder einer plötzlichen Bremsung zu Verletzungen am Hals kommen kann. 

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