Richtiger Umgang mit Kühen beim Mountainbiken

Text Mirjam Milad Bild Andreas Meyer
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Machen Kühe Mühe?

Was Mountainbiker bei Almkühen beachten sollten. Nicht nur wir Mountainbiker schätzen den Sommer in den Bergen, auch Kühe fühlen sich auf den hoch gelegenen Almwiesen ziemlich wohl. Die Tiere sind in der Regel sehr gutmütig, aber wie bei allem gibt es auch hier Ausnahmen. Was muss ich als Mountainbiker beachten? Wir haben mit Bernhard Gasteiger, Land- und Almwirt – und selbst Mountainbiker – aus Irschenberg gesprochen.

 
 

Mirjam Milad: Bernhard, welche Arten von Kühen können wir auf Almen treffen?

Bernhard Gasteiger: Bei uns im bayerischen Alpenraum sind größtenteils Jungviehherden auf den Almen. Die Tiere sind mit einer Rückenhöhe von bis zu 1,4 Metern etwa gleich groß; ihr Euter ist nicht erkennbar. Sie sind oft neugierig, aber in der Regel nicht gefährlich. Seltener gibt es reine Kuhherden, die gemolken werden und an ihrem Euter zu erkennen sind. Sie sind Menschen gewohnt und verhalten sich in der Regel auch sehr ruhig. Sind Kälber bei den Kühen, ist Vorsicht geboten. Die Muttertiere haben einen ausgeprägten Schutzinstinkt und verteidigen ihre Kälber, wenn sie sich bedroht fühlen. Ist ein Bulle dabei, kann es richtig gefährlich werden.

Mirjam Milad: Wege führen manchmal durch Viehweiden oder die Tiere weiden frei im Wegbereich. Wie verhalte ich mich da als Biker am besten?

Bernhard Gasteiger: Rinderherden sind immer eingezäunt, man kreuzt ein Weidetor oder Gatter. Innerhalb der Weiden gilt: Immer auf dem Weg bleiben, wenn keine Gefahrensituation besteht. Wenn man näher als 15 Meter an eine Herde herankommt, ist es das Beste, abzusteigen und sein Bike ruhig an der Herde vorbeizuschieben, insbesondere, wenn die Tiere liegen. Die Tiere sind Fußgänger gewöhnt, alleine schon von ihrem „Personal“ her, den Bauern. Radfahrer dagegen kennen sie nicht so. Man sollte auf jeden Fall unnötigen Stress für die Kühe vermeiden. Wenn eine Kuh erschrickt, kann es sein, dass sich das auf die anderen Tiere überträgt und eine ganze Herde davonrennt. Ist die Herde ohnehin auf den Füßen, kann man abwägen, ob man langsam vorbeifährt oder absteigt. Das erfordert etwas Gefühl für die Situation; man muss die Tiere beobachten – ob sie einen wahrnehmen und wie sie reagieren.

Richtiger Umgang mit Kühen beim Mountainbiken Kuh

Wenn Kühe direkt auf dem Weg stehen, sollte ich als Mountainbiker Blickkontakt mit der Kuh aufnehmen und beobachten, ob sie mich wahrgenommen hat. Dann in Ruhe an der Kuh vorbeischieben.

Mirjam Milad: Wie verhalte ich mich als Biker, wenn eine oder mehrere Kühe direkt auf dem Weg stehen und nicht von selbst zur Seite gehen?

Bernhard Gasteiger: Am besten Blickkontakt mit der Kuh aufnehmen und beobachten, ob sie einen wahrgenommen hat. Und dann ganz in Ruhe vorbeischieben – wenn es das Gelände erlaubt, auch mit etwas Abstand.

Mirjam Milad: Was muss ich zusätzlich beachten, wenn ich einen Hund dabeihabe?

Bernhard Gasteiger: Sobald ich einen Hund dabeihabe und in eine Weide komme, muss der Hund grundsätzlich an der Leine sein, das ist sehr wichtig. Der Hund wird, wie sein Vorfahr, der Wolf, von der Kuh als natürlicher Feind wahrgenommen. Da kann es schon mal sein, dass sie sich verteidigen möchte, auch wenn kein Kalb dabei ist. Kommt es zu einer Gefahrensituation, muss der Hund möglichst schnell von der Leine gelassen werden – er ist schneller als wir Menschen und kann der Kuh ausweichen. Wir sollten uns entfernen, den Hund nachkommen lassen und erst wieder anleinen, wenn wir uns außer Gefahr befinden.

Mirjam Milad: Wann ist das Verhalten von Kühen wirklich als bedrohlich einzuschätzen? Woran erkenne ich das?

Bernhard Gasteiger: Die Kuh senkt den Kopf und der ganze Körper spannt sich an. Vielleicht stampft sie mit einem Vorderlauf auf den Boden. Dann besteht Gefahr. Gut ist es, das Rad zwischen sich und der Kuh zu haben und sich möglichst ruhig zu entfernen. In den meisten Fällen wird sich die Kuh auch zurückziehen, wenn wir uns entfernen. Mutterkühe sind, wie gesagt, eine Sondersituation. Nähern wir uns einer Herde oder werden durch Schilder auf Weidetiere hingewiesen, sollten wir daher möglichst schon von Weitem beobachten, ob Kühe mit Kälbern in der Herde sind. Wenn es das Gelände erlaubt, sollte sie in großem Bogen umgangen werden. Greift eine Kuh tatsächlich an, hilft nur noch, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Auch deshalb ist es uns wichtig, dass sich Wanderer und Mountainbiker an Beschilderungen halten.  

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