Klimawandel in den Bergen

Text Antje Bornhak Bild WOM Medien, privat
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Die Zeugen des Wandel

Der Klimawandel ist in aller Munde. Doch wo und wie macht er sich bemerkbar?
Welche Anzeichen lassen sich auf einer Mountainbike Tour erkennen?

 
 
Klimawandel in den Bergen Antje Bornhak

Über die Autorin
Antje Bornhak ist gelernte Geografin und Ausbilderin im Bundeslehrteam Mountainbike des DAV. Die Naturwissenschaftlerin beobachtet die Auswirkungen des sich ändernden Klimas und die damit verbundenen Naturgefahren. In Nordnorwegen untersucht sie dazu die Veränderungen von Schnee und Lawinen. Beim Deutschen Alpenverein kämpft sie um mehr Verantwortung in Sachen Klimaschutz und will die Ausbildung zum MTB Guide klimaverträglicher gestalten.

Von Gletschern und Grabsteinen [1]

Um den Klimawandel mit eigenen Augen zu beobachten, braucht es einiges an Zeit. Denn der Wandel geschieht schleichend, sodass wir uns schwertun, ihn mit bloßem Auge zu beobachten. Die wohl einfachste Art ist, historische Landschaftsfotos mit der heutigen Realität zu vergleichen. Gletscher sind zum Beispiel sehr sensible Klimaindikatoren. Da brauchen wir gar nicht unbedingt ein Foto. Im Randbereich der Gletscherzunge werden wir keine Vegetation finden, denn hier war ja vor einigen Jahren noch Eis. Je weiter wir uns von der Zunge entfernen, bemerken wir langsam zunehmend immer mehr Flechten auf den Steinen. Je größer diese sind, desto länger hatten sie Zeit zum Wachsen. Und ihr Wachstum kann erst begonnen haben, nachdem das Eis weg war. Man kann über das Flechtenwachstum auch recht genau das Jahr datieren, vergleicht man es mit der Größe der Flechten auf Grabsteinen. Und da steht ja das Datum ziemlich genau drauf!

Klimawandel in den Bergen Gletscher und Grabsteine

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Bäume und ihre Grenzen [2]

Man muss aber nicht immer einen Gletscher interviewen, will man etwas zum Klima erfahren. Die Höhe der Baumgrenze ist ja auch klimatisch bedingt, es sei denn, man befindet sich auf einer Alm, auf der die Weidetiere Baumwuchs verhindern. In den Alpen haben wir momentan schon eine Temperaturerhöhung von zwei Grad. Das bedeutet eine deutlich sichtbare Erhöhung der Baumgrenze. Ob nun 80, 150 Meter oder mehr, hängt auch von anderen Standortfaktoren ab. Und nachdem es eine Weile dauert, bis aus einem Samenkorn ein Bäumchen wird, braucht es auch hier Geduld … oder den Vergleich mit alten Fotos.
Ein botanisch mäßig versierter Laie kann das Aufwärtswandern der Vegetation auch an anderen Pflanzen beobachten. Das Problem daran ist, dass die dort lebenden kälteliebenden Pflanzen wie Mannschild, Gletscherhahnenfuß oder Steinbrecharten verdrängt werden. Langfristig reduziert das die Artenvielfalt.

Klimawandel in der Bergen Bäume und Grenzen

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Wetter und seine Extreme [3]

Wir beobachten mittlerweile ja alle: Trockenperioden, Starkniederschläge, aber auch kürzere Winter hinterlassen sichtbare Spuren. Die Wahrscheinlichkeit von Wetterextremen nimmt durch den Klimawandel zu. Dadurch verändert sich nicht nur unser Freizeit­vergnügen, sondern auch die Vegetation. Aber wir können beispielsweise am Abflussverhalten von Flüs­sen den Klimawandel sichtbar machen. Die Schneeschmelze setzt zeitiger im Jahr ein, ebenso die Gletscherschmelze. Diese dauert nun auch länger. Irgendwann in nicht allzuweit entfernter Zukunft werden einzelne Bäche periodisch trockenfallen, wenn die Gletscher, die sie nähren, verschwunden sind. Dass die meisten Alpengletscher verschwinden werden, wird auch geschehen, wenn wir jetzt den Klimawandel stoppen würden. Sie sind seit Jahren aus dem Gleichgewicht und nur noch Relikte vergangenen Klimas.
Übrigens: Warum man wegen einem Grad mehr oder weniger doch recht viel Aufhebens machen sollte: Während der Kaltzeiten der letzten Eiszeit lagen die globalen Temperaturen kaum fünf Grad unter denen vorindustrieller Zeiten. Die Welt war aber eine vollkommen andere. Die Zeugen davon begegnen uns auf Schritt und Tritt, denn die Gletscher der Eiszeit haben den Alpen das Gesicht gegeben! 

Klimawandel in den Bergen Wetterextreme

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