Ein E Mountainbike ist das ideale Spaßgerät für basisdemokratisches Radfahren in der Natur, denn jeder kann damit beginnen. Anders als das „normale“ Mountainbike ist die Hemmschwelle für Menschen mit verschiedenem Level an Kondition und Erfahrung, auf ein Fahrrad zu steigen und auch bergauf zu fahren, deutlich geringer. Klar ist jedoch auch: Das Optimieren der Fahrtechnik auf dem E Mountainbike ist eine Grundvoraussetzung für mehr Sicherheit und Spaß im Gelände. Das E Mountainbike ist und bleibt ein Geländerad, es gibt viele Parallelen zum Biken ohne Motor. Jedoch liegt ein E Mountainbike durch das Mehrgewicht und den zentralen, tiefen Schwerpunkt spürbar „satter“ im Trail. Dies hat ein sicheres und gutmütiges Fahr Feeling zur Folge. Auch der verbesserte Grip am Boden ist für viele Einsteiger vorteilhaft. Fahrtechnik Trainer Marc Brodesser zeigt euch einige Beispiele für spielerisches Üben auf dem E Mountainbike.
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Tipps für Einsteiger
Marc Brodesser ist seit den 90ern auf dem Mountainbike unterwegs und Fahrtechniktrainer (Bikeschule Ridefirst.de). Er ist vor allem in seinem Heimatrevier im Sauerland rund um Willingen und Winterberg, aber auch im Ruhrgebiet und in der Region Kassel aktiv. Nach ein paar „wilden Jahren“ mit viel Airtime und Tricks fährt der Allrounder aus dem Hochsauerland mittlerweile viele Enduro Touren auf spaßigen Singletrails. Die Bikeparks in seiner direkten Umgebung haben ihm den Spaß am Springen wiederbeschert. Mit seinen Youtube Videos für das Portal fahrtechnik.tv sowie seinen Büchern “Mountainbike Fahrtechnik“ und „E Bike Fahrsicherheit“ (BLV Verlag) macht der ADFC-zertifizierte Bike Guide seine Erfahrung und sein Wissen für ein großes Publikum öffentlich. Durch stetige Fortbildungen entwickelt Marc seine Methodik und Lehre konstant weiter.
1. Zentrale Position – entspannter und vorgespannter Cowboy
Das Bild vom Cowboy hilft uns enorm dabei, eine zentrale Haltung auf dem E Mountainbike einzunehmen, weil alte Gewohnheiten die Arme häufig zu gerade oder eingefallen zum Körper stehen lassen. Optimalerweise zeigen die Ellenbogen angepasst an die Situation nach außen und wenn unser Körperschwerpunkt dem Gelände entsprechend tiefer wird, steigert sich der „Cowboy“ noch deutlicher. Unser Körpergewicht haben wir voll auf unseren Beinen, den Lenker halten wir locker in der Hand (wie ein Eiswaffelhörnchen, das wir nicht zerdrücken wollen). Wir bleiben stets in einer zentralen Position über dem Tretlager; je nach Gefälle und Bodenverhältnissen bewegt sich das Bike unter uns (Beispiel Treppen als Übung vor der Haustür).
Hinweis: Für ein kraftsparendes Fahren geht man nur bei Bedarf in eine tiefere Haltung; häufig stehen Biker permanent in einer Hocke, was Verkrampfungen und müde Beine verursacht.
Entspannter Cowboy - aufrechtstehend effizient Kraft sparen, Gewicht auf den Füßen.
Vorgespannter Cowboy - zentral, das E MTB bewegt sich unter einem. Aggressivere Haltung je nach Passage; angepasster, tieferer Schwerpunkt.
Vor dem Übergang in die Treppe in eine tiefe und zentrale Haltung wechseln; die Ellenbogen zeigen deutlich nach außen, die Fersen sind leicht hängend.
Das Vorderrad rollt in das Gefälle und die erste Stufe herab, man nutzt beide Bremsen, um langsam zu bleiben. Das Körpergewicht steht voll auf den Pedalen.
Das Bike pendelt unter einem, der Sattel ist vor den Schritt gewandert - die Arme bleiben gebeugt (je mehr die Front absackt, desto geringer wird die Beugung).
Je nach Grip und Steilheit löst man zwischendurch die Bremsen. Die Kompression beim Übergang ins flachere Gelände geschmeidig abfedern.
2. Bremsübungen und Sicherheitsabstieg
Die bissig zupackenden Scheibenbremsen an E Mountainbikes sind für viele Fahrer gewöhnungsbedürftig – beispielsweise wird aus Angst vor Überschlägen die Vorderradbremse häufig zu wenig genutzt. Typische Diagnosen beim Bremsen sind ein zu sehr hinterradlastiges Bremsen und das Stotterbremsen ohne gefühlvolles Dosieren. Mit Übung und Umstellungen kann man im Trail blockierte Räder vermeiden und mit sicherem Gefühl in technische Passagen rollen!
Zielbremsung auf Schotter und Bremsgefühl entwickeln als Übungsvarianten:
Auf den Zielpunkt zufahren und dann dosiert mit beiden Bremsen das Bike zum Stand bringen. Gleichzeitig zum Bremsvorgang bewegt man den Körper dynamisch nach unten, bei sehr abruptem Stillstand leicht hinter den Sattel – die Ellenbogen zeigen dabei weiter nach außen. Diese Stellung halten, bis der Bremsvorgang beendet ist.
Hinweis: Mit Fingerspitzengefühl bremsen und nicht ruckartig oder stotternd. Blockierte, rutschende Räder vermeiden!
Vorderbremse kennen- und lieben lernen:
Trockenübung neben dem E Mountainbike gehend: Die Vorderradbremse erst voll ziehen, dabei das Heck hochkommen lassen und dann bei dosiertem Schleifen der Bremse vorangehen – das Hinterrad bleibt dann ohne Ruckeln in der Luft (alternativ anfangs beim Schleifenlassen der vorderen Bremse das Hinterrad am Boden lassen).
Sicherheitsabstieg:
Entscheidet man sich für den Abbruch in einer Trail Passage, ist der sogenannte Sicherheitsabstieg wichtig: Das kontrollierte Absteigen nach hinten sollte häufig geübt werden, um im Ernstfall diese automatisierte Bewegung abrufen zu können. Alte Gewohnheiten des Abstiegs nach vorne zwischen Sattel und Lenker sind gefährlich!
Dosiert beide Bremsen betätigen, den Körper dynamisch nach unten bewegen, Arme
gebeugt, Po leicht hinten - diese Stellung bis zum absoluten Stillstand halten.
Wichtige Übung, um das dosierte Nutzen der Vorderbremse zu erlernen.
In Trails mit seitlicher Absturzgefahr den Sicherheitsabstieg nach hinten und zur Bergseite nutzen.
3. Kurven Beispiel und Balance Übungen
„Schau dorthin, wo Du hinfahren willst!“ Dieses zeitlose Motto gilt auch auf dem E Mountainbike. Wichtig ist es dabei, mit dem ganzen Körper zu „schauen“ – wer nur den Kopf dreht, wird zum Passagier und schafft keine engen Radien! Also: Am Anfang der Kurve mit dem Blick vorausschauend eine Körperrotation einleiten, den Sattel am inneren Bein spüren!
Balance im Alltag üben mit dem Trackstand:
Auf dem Arbeitsweg oder daheim mal kurz: Das Gleichgewicht auf dem E Mountainbike lässt sich ideal mit dem Trackstand / Stehversuch üben. Man steht dabei auf den Pedalen mit waagerechter Pedalstellung. Den Motor sollte man dabei auf OFF stellen! Man schaut einen Punkt oder Bereich mehrere Meter vor dem Rad an und auf keinen Fall direkt auf oder vor das Vorderrad. Die seitlichen Ausgleichsbewegungen sollte man ruhig ausführen und nicht hektisch.
Seitliches Ausbalancieren:
Kippt das E Mountainbike beispielsweise nach rechts, geht das linke Knie nach außen oder man schiebt das Bike aus den Armen heraus unter sich zur Seite. Geschwindigkeit stabilisiert; es gilt: Je langsamer, desto schwieriger!
Enge Kurve mit frühem Blick voraus, Sattel am inneren Bein spüren.
Flüssiges Fahren mit gemäßigtem Tempo bei engen Kurven, entschlossenes Agieren.
Aktives Augleichen beim Trackstand mit Gewicht auf den Füßen, locker am Lenker.
Eine Hand oder beide wegnehmen, als Herausforderung und Zentrierung.
4. Hindernis Varianten auf dem E Mountainbike
Bei höherer Geschwindigkeit meisterst du Äste oder Baumstämme bergab mithilfe des Bunny Hops. Trotzdem sollte dieser erst mit langsamer Geschwindigkeit probiert werden, zum Beispiel an abgerundeten Bordsteinkanten, welche nicht die Gefahr bergen, dass man sich an der Kante einen Durchschlag am Hinterrad holt.
Dynamisches zentrales Tiefgehen, Federung wird komprimiert.
Lenker explosiv nach vorne schubsen, Körper wandert nach hinten und die Front steigt.
Das Vorderrad ablegen und bei gebeugter Haltung stabil stehen.
Dank dynamischer Sprungbewegung Beine strecken, dabei Fußsohlen gegen Pedale drücken.
Landung mit Armen und Beinen zentral abfedern.
Optimales Lernen
Tipps
• Vielseitigkeit erhöht den Spaß und die Motivation beim Üben.
• Steigert euch Schritt für Schritt, geht vom Leichten zum Schweren.
• Lasst euch nicht von anderen unter Druck setzen!
• Müdigkeit, Gefahrenreize und die Tagesform sind entscheidend – nehmt sie ernst und ignoriert
sie nicht!
• Bunny Hop und ähnliche Übungen zuerst in der Ebene trainieren, bevor ihr solche Moves im Gelände auspackt. Anfangs lose Hindernisse nutzen!
• Zu schaffende Herausforderungen lassen uns effizient lernen – wollt nicht zu viel auf einmal!
• Hohe Wiederholungsfrequenzen machen die Bewegungen automatisch abrufbar.
• Auch die Videoanalyse mit Tablet oder Smartphone und in Super Slowmotion (z.B. mit Hilfe der App Coach's Eye) hilft.
• Die „Brechstange“ zuhause lassen!
Spielerisch erzielt ihr größere Erfolge!
