Anfänger motivieren

Text Maria Rank Bild Jens Scheibe, privat
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Was muss ich beachten, wenn ich meinem nicht bikenden Partner im Urlaub das Biken nahebringen möchte?

Erinnert ihr euch noch an eure erste Fahrstunde mit dem Auto? Wärt ihr an diesem Tag gerne die Strecke von München nach Finale Ligure gefahren? Über ausgesetzte Alpenpässe und Haarnadelkurven? Nein? Dann mutet eine solche Herausforderung auch nicht eurem Partner zu, wenn der euch zuliebe das erste Mal auf ein Mountainbike steigt!

 
 

Beachtet also bei der Planung des ersten gemeinsamen Bikeausflugs ein paar Dinge:

Jeder fängt mal klein an

Nehmt euch für die erste Bikerunde keine großen und anstrengenden Tagestouren vor, sondern fangt lieber mit kleineren oder Halbtagestouren an. Steigert dann langsam die Umfänge. Tastet euch von unten nach oben vor, nicht umgekehrt!

Vom Leichten zum Schweren

„Aller Anfang ist schwer“, weiß der Volksmund. „Ist aller Anfang schwer, war der Anfang zu schwer“, widerspricht Stefan Herrmann, erfahrener Fahrtechnik Coach. Übt Bewegungsabläufe daher erst in einfachem Gelände (sturzfreundlicher Untergrund, klitzekleine, trockene Wurzelfelder, geringe Steigung, breitere Wege etc.) ein und steigert dann peu à peu die Schwierigkeit der Trails. Ansonsten droht Überforderung – und die braucht keiner.

Genussmomente schaffen

Ihr seid im Urlaub! Gönnt euch auf Tour auch mal ein Eis, einen Cappuccino oder eine Badepause an einem Bergsee … entspannt euch und macht Strava und die Trainingsuhr aus. Bietet eurem Partner so viele angenehme und genussvolle Momente wie möglich, damit er den Tag auf dem Rad in schöner Erinnerung behält. Nur so sind die Perspektiven gut, dass er euch wieder einmal begleitet.

Anfänger motivieren Trail

Ausreichend Pausen einlegen

Heute geht es um euren Partner. Braucht der eine Pause, gönnt sie ihm, schließlich wollt ihr ihm den Sport schmackhaft machen. Ist er ständig am Limit, klappt das ziemlich sicher nicht. Mit einer leckeren Brotzeit auf der Alm sind die Aussichten besser.

Geschmäcker sind verschieden

Die einen lieben Stolperbiken, die anderen endlose Flowtrails. Gestaltet eure Tour abwechslungsreich; so ist die Chance höher, dass für den Partner etwas dabei ist, woran er Gefallen finden kann. Aber denkt daran: keine Extreme!

Das passende Bike

Leiht für euren Partner ein geeignetes, aktuelles Bike aus! Es bringt nichts, wenn die Frau, die 30 Zentimeter kleiner ist als ihr Freund, mit seinem ausrangierten Uralt Bike unterwegs ist. Das kann keinen Spaß machen! Und gilt natürlich auch umgekehrt.

Auf die Einstellung kommt es an

Und wenn wir schon beim Material sind: Stimmt Federung, Sattelhöhe, Cockpit (Bremshebel) ideal auf euren Partner ab. Nur wenn das Setting passt, muss darauf keine Energie und Aufmerksamkeit mehr ver(sch)wendet werden, und es bleiben mehr Ressourcen für das Vergnügen.

Eine gute Verbindung

Flatpedals sind für Anfänger die Wahl! Achtet darauf, dass die Schuhe guten Grip auf dem Pedal bieten, sodass sich eure bessere Hälfte sicher auf dem Rad fühlt. Wir haben nur vier Kontaktpunkte zum Bike: zweimal Hände und zweimal Füße. Wenn zwei davon wackelig stehen, bleiben schon mindestens
50 Prozent des guten Gefühls auf der Strecke. Handschuhe verhindern das Abrutschen von den Griffen und schützen im Falle eines Falles die Hände.

"Ist aller Anfang schwer, dann ist der Anfang zu schwer! Der Mensch lernt in ganz kleinen Schritten. "

Schützt, was ihr liebt

Stattet eure Liebsten mit Protektoren aus! Ein Helm ist Pflicht, Handschuhe und Knieschützer sind selbstverständlich, und Ellbogen- und Rückenprotektor runden die Schutzausrüstung ab.

Fahrtechnik Coaching

Gebt vor der ersten Ausfahrt ein paar Basic Fahrtechniktipps: Wie bremse ich richtig, wie steige ich im Gelände ab etc. Wenn ihr euch selbst nicht sicher seid, bucht doch einen Kurs bei einem erfahrenen Trainer. Die richtige Technik bringt Selbstvertrauen, Sicherheit und schließlich das breite Grinsen im Gesicht.

Tipp: Viele Frauen bevorzugen reine Frauenkurse, da sie sich in der gleichgeschlechtlichen Gruppe besser aufgehoben fühlen und sich auch gegenseitig motivieren. „If she can do it, I can do it.“

Seid Wegweiser

Prescht nicht voraus und lasst euren Schützling dadurch mit den Schlüsselstellen alleine zurück. Zügelt euer Tempo, und fahrt bergab eine saubere Linie vor! Anfänger sind mit so vielem beschäftigt; wenn schon mal der Weg vorgegeben wird, hilft das den meisten enorm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Geduld ist eine Tugend

Lobt und ermutigt euren Partner und seid geduldig mit ihm.

Wenn ihr diese Tipps beherzigt, sollte einem tollen gemeinsamen Tag auf dem Bike nichts mehr im Weg stehen. Ich wünsche euch einen schönen Urlaub. Bis irgendwann … in Finale !

Anfänger motivieren Maria Rank

Über die Autorin
Maria lacht, als wir sie nach ihrem ersten Mountainbike Erlebnis fragen. „Ich erinnere mich an ein geliehenes, viel zu kleines Fahrrad, nasse, rutschige Wurzeln und Schlammlöcher sowie einen konditionsstarken Freund... Mit ein bisschen Phantasie kann sich sicherlich jeder vorstellen, wie dieser Tag im Bayerischen Wald vor fast 20 Jahren endete. Zum Glück habe ich dem Sport ein, zwei Jahre später noch einmal eine Chance gegeben: mit einem Fahrrad in meiner Größe, gemütlicher Einkehr auf einer Alm und grandioser Aussicht über die Alpen. Seitdem bin ich mit dem Bike­virus infiziert.“ Fast jede freie Minute verbringt Maria auf ihrem Bike. Seit 2015 fährt sie Enduro Rennen und durfte auch schon erleben, wie sich EWS Rennen anfühlen. Dem Winter entflieht sie am liebsten auf die Kanaren und guidet Biketouristen über die Insel La Palma. 2019 hat sie ihre Ausbildung zum Fahrtechnik Coach absolviert und vermittelt neben der richtigen Technik auch die Begeisterung für den Sport. Denn ihre Freude spürt jeder, der mit ihr auf den Trails unterwegs ist.
instagram: maria_rank

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