Stoneman Taurista in Bronze Zeit

Text Hannah Röther Bild Andreas Meyer
Geschichten

MTB Erlebnis ohne Leistungsdruck

Jeder Weg hat seine Geschichte. Aber nicht nur das: wenn wir Wege befahren, schreiben wir unsere ganz eigenen Geschichten, einzigartig und unverwechselbar. Den Stoneman Taurista haben seit seiner Eröffnung 2018 über 5.000 Menschen offiziell bezwungen. Wir sind zwei von ihnen.

 
 

Am Anfang brauchte es etwas Überzeugungsarbeit. Den Stoneman Taurista zu bezwingen, gilt schließlich als besonders deftige Herausforderung für die ganz „harten Kerle“. Nicht gerade das, was meine Freundin Leni und ich auf unseren Mountainbike Reisen suchen. Wir lassen uns nicht gerne stressen. Wir biken ohne Leistungsdruck. Wa­rum also sollten wir uns das antun? Zum Glück weiß ich, welche Argumente ziehen. Also lege ich los: Erstens: Wir fahren die Strecke in Bronze Zeit, das sind drei moderate Tagestouren. Zweitens: Auf jeder Tour gibt es eine Einkehr mit Kaiserschmarrn. Drittens: Wir übernachten auf einer Almhütte. Viertens: Wir müssen uns um nichts kümmern, weil alle Wege ausgezeichnet sind. Fünftens: Die zwei anderen Nächte verbringen wir in einem Vier Sterne Hotel, zum Abschluss gibt’s dort einen Wellness Nachmittag. Und siehe da, zwei Wochen später nehmen wir in Flachau die Starterpakete für unser Stoneman Abenteuer entgegen.

Stoneman Taurista in Bronze Zeit

Abfahrt zum Mandlberggut. Blick ins Ennstal.

Lockmittel Kaiserschmarrn

Wie vereinbart, lassen wir es gemütlich angehen: Aufgrund von umfangreichen Bauarbeiten am Griesenkar verläuft die Route 2020 abweichend von der Original Stoneman Taurista Strecke zur Lackenkapelle und weiter über den Ginausattel zum Heinrich Kiener Haus, das malerisch auf einer Seehöhe von 1.800 Metern das Tal überblickt. Oberhalb der Hütte befindet sich das idyllische St. Vinzenz Friedenskircherl und auch der Gipfel des 1.827 Meter hohen Hochgründecks, den wir noch vor unserem ersten Kaiserschmarrn – es läuft also alles nach Plan –
als lohnendes Ziel mit gigantischem Ausblick in nur wenigen Minuten erreichen. Nach der Stärkung geht es zurück zum Ginausattel und über den Blümeckwald talabwärts nach Eben. An einem Badesee vorbei gelangen wir auf den Radweg nach Altenmarkt und dort auf die traditionelle Stoneman Strecke Richtung Rossbrand.

Stoneman Taurista in Bronze Zeit

Lockmittel Kaiserschmarrn - schmeckt niemals besser als nach dem Biken! Die besten Buchteln gibt es beim Sattelbauer in Flachau.

Königsetappe

Der zweite Tag ist die Königsetappe mit den meisten Höhenmetern, und unser Gepäck für die Hüttenübernachtung muss auch mit. Wir starten entsprechend früh. Was folgt, ist ein Wechselbad der Gefühle. Der Uphill zum Rossbrand wird auf den letzten, steilen Kilometern zur Härteprüfung, der uns an den Rand unserer Kraft bringt. Das anschließende Alpenpanorama lässt uns still und andächtig verstummen, der dann folgende Trail Richtung Mandelberggut laut jubeln. Dass es hier um eine Trophäe geht, haben wir dabei längst vergessen. Nach einer Stärkung am Mandelberggut steht die Schlussetappe für den Tag an. Von Forstau folgen wir einer Schotterstraße an einem Fluss entlang, immer weiter Richtung Talschluss. Ich weiß nicht, ob es an der Anstrengung des Tages liegt oder an der Schönheit des wilden Tales, aber irgendwann sind wir wie in Trance. Stumm kurbeln wir nebeneinander her, nur noch ab und zu ist ein „Aaaah“ oder „Oooh“ zu hören, wenn hinter einer Biegung eine neue Perspektive auf die Berge sichtbar wird. Ich bin wie verzaubert: Am liebsten würde ich mich sofort in den moosigen Waldboden kuscheln, mit Farnen zudecken und eins werden mit der Natur um mich herum. Ab und zu in den klaren Gebirgsbach springen, mit Forellen um die Wette schwimmen und nie wieder zurückkehren ins Tal mit seinen Pflichten und Terminen. Aus meinen Tagträumen reißt mich erst die Ankunft an der Vögeialm, wo der Kaiserschmarrn Nummer zwei wartet.

Stoneman Taurista in Bronze Zeit

Check! Der Gipfel des Rossbrands - auch als Tagestour von Flachau aus gut zu erreichen.

Spannende Reise oder Herausforderung?

Am Abend sitzen wir bei Sonnenuntergang auf der Terrasse der Oberhütte, eingewickelt in Decken, mit einer heißen Schokolade in den Händen. Zugegeben – der letzte Anstieg bis hierhin war eine Qual. Aber mit einer Freundin an der Seite fühlt sich das Ganze gar nicht so sehr nach Herausforderung an – eher wie eine spannende Reise. Es kommt wohl darauf an, mit welcher Einstellung man den Stoneman bezwingt: Geht es darum, sich selbst etwas zu beweisen? Oder darum, die Berge auf dem Mountainbike zu genießen? Wir machen definitiv Letzteres und kommen dabei bisher voll und ganz auf unsere Kosten.
Mit dieser Einstellung starten wir auch in den nächsten Tag. Während die ersten „Stonemans“ sich schon auf den Weg machen, folgen wir dem Tipp der Wirtin und spazieren zum Bergsee oberhalb der Hütte. Wir baden in dem eiskalten Wasser mit Blick auf den Dachstein. „Die Erinnerung an das hier ist eigentlich schon Trophäe genug“, meint Leni, als wir uns auf den Steinen von der Sonne trocknen lassen. Vielleicht ist mit Bronze ja auch gar nicht die Farbe der Medaillen gemeint, sondern die der Sommersprossen, die man bekommt, wenn man sich nur genug Zeit lässt.

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