Sonnenaufgang am Mittagkopf

Text Jana Möltner Bild Andreas Meyer
Geschichten

Mütze und warme Jacke nicht vergessen

Eine Sonnenaufgangstour ist nichts für Morgenmuffel, obwohl … Der Sonnenaufgang, den wir am Mittagkopf in Kappl erleben durften, würde selbst den größten Langschläfer aus den Federn holen. Danach noch ein ordentliches Almfrühstück – und der Start in den Tag ist perfekt!

 
 

Moments of excellence

Unterschiedlicher geht wohl kaum: Sitzen wir an einem Dienstagmorgen um 6 Uhr normalerweise auf dem Arbeitsweg im Auto und betrachten den Sonnenaufgang im Rückspiegel auf der Autobahn, zeigt sich heute zur selben Zeit eine ganze Armada spitzer Zacken im zarten Morgenrot. Eine Bike & Hike Sonnenaufgangstour im hochalpinen Paznaun ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst! Und die Erinnerung daran ein moment of excellence, der einem selbst Wochen später im Arbeitsalltag noch ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubert …

Sonnenaufgang am Mittagkopf Gipfelkreuz

Gebannt beobachten wir den Sonnenaufgang am Mittagkopf.

Sonnenaufgang am Mittagkopf

Nun reisen wir bereits ein paar Jahre ins Paznaun mit den Orten Ischgl, Galtür, Kappl und See und konnten schon einige der 37 offiziellen Touren auf unserer Liste abhaken. Und trotzdem zaubern unsere beiden Bike Guides Marc Freriks und Patrick Zangerl immer wieder ein neues Erlebnis für uns aus dem Hut. An diesem Morgen erwarten sie uns bereits, als Kappl noch in völliger Dunkelheit vor sich hinschlummert. Ein kurzer Ausrüstungs Check: Helmlampe, Daunenjacke, volle Akkus … und los geht’s.
Zwei Stunden, bevor die Sonne aufgeht, starten wir unsere Tour in einem der 90 Weiler Kappls. Unser heutiges Ziel: der Mittagkopf. Bäume und Sträucher säumen die Wegränder, und nach etwa 20 Minuten gemütlichen Einrollens erreichen wir die 1804 gebaute Rotwegkapelle. Noch bevor wir ihn sehen, können wir ihn hören – die Rede ist vom Visnitz Bach, der rechts neben der Forststraße ins Tal stürzt. Mit zunehmenden Höhenmetern wird auch das Rauschen des Baches lauter, und als wir ihn zu Gesicht bekommen, haben wir nach etwa 550 Höhenmetern bereits die Visnitz Alpe erreicht. Nach dieser folgen wir nordöstlich dem Weg. Am Ende der Forststraße sperren wir unsere Bikes ab, und es geht zu Fuß weiter Richtung Gipfel.

"Das ganz Besondere am Paznaun? Du startest bereits auf 1.000 Metern und mit nur einigen hundert zusätzlichen Höhenmetern befindest du dich bereits über der Baumgrenze."

Ein kleiner wurzeliger Pfad verschwindet linker Hand im Wald und wir mit ihm. Bald darauf lassen wir die Bäume hinter uns und nehmen zum ersten Mal an diesem Tag das Bergpanorama um uns herum wahr. Leichter Wind tanzt um unsere Ohren, und wir sind froh über unsere warmen Jacken und Mützen. Sträucher und Bergblumen sind unsere Begleiter, bis wir nach einer halben Stunde das Kreuz des Mittagkopf erreicht haben. Oben werden wir bereits von einem überwältigenden Lichtspiel erwartet: Im Osten ist der Himmel schon strahlend orange, und als die Sonne hinter den ersten Berggipfeln hervorkommt, wird aus dem grellen Orange ein helles Gelb. Still genießen wir die Wärme der ersten Sonnenstrahlen des Tages auf unseren Gesichtern – das frühe Aufstehen hat sich gelohnt!

Sonnenaufgang am Mittagkopf Patrick Zangerl

Der Local Patrick Zangerl ist Bike Guide in Ischgl und kennt sich dort aus wie kein anderer.

Sonnenaufgang am Mittagkopf Almfrühstück

Das Frühstück auf der Visnitz Alpe ist genau das Richtige nach einer Sonnenaufgangstour. Der selbstgemachte Käse aus der Milch der Almkühe schmeckt nach der morgendlichen Anstrengung gleich doppelt so gut!

Hüttenfrühstück auf der Visnitz Alpe

Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder wir das Bergfrühstück auf der Visnitz Alpe. Als wir dort eintreffen, erwartet uns bereits die Wirtin, die fleißig das Frühstück für ihre Gäste vorbereitet. Besondere Highlights dabei sind die frische Kuhmilch und der selbst gemachte Schnitt- und Fettkäse. In der gemütlichen Stube lassen wir uns vom Kachelofen aufwärmen, und während wir genussvoll frühstücken, hebt Patrick (www.bike-skull-ischgl.at) einmal mehr hervor, was für ihn das ganz Besondere am Paznaun ist: „Du startest auf über 1.000 Metern, und mit nur einigen Hundert zusätzlichen Höhenmetern befindest du dich bereits oberhalb der Baumgrenze.“

Sonnenaufgang am Mittagkopf Visnitz Bach

Der Visnitz Bach ist unser ständiger Begleiter auf dem Weg zur Visnitz Alpe.

Sonnenaufgang am Mittagkopf Visnitz Bach

Die Visnitz Alpe ist zum Greifen nah und wir haben bereits die ersten 550 Höhenmeter zurückgelegt.

Bergkapelle und Alpe 2.0

Den zweiten Tag im Paznaun wollen wir etwas entspannter angehen lassen. Unser Tagesziel dieses Mal ist die Gamperthun Alpe bzw. der Grübelesee. Wir haben schon viel vom glasklaren See gehört und wollen nun selbst herausfinden, ob wir wirklich jeden Stein am Grund des Gewässers sehen können. Wie bereits am Vortag starten wir auch die zweite Tour in Kappl. Auf einer Forststraße kurbeln wir durch dichte Nadelwälder. Das Moos entlang des Weges strahlt uns in einem saftigen Grün entgegen, und herabkommende Bäche überfluten immer wieder den Weg – kleine Erfrischungen sind also in der Tour enthalten. Richtig schön wird es, als der Wald sich lichtet und wir die Bergkapelle Gamper­thun erreichen. Holzbänke laden zum Verweilen ein, und in der Ferne hören wir die Glocken der Kühe schellen. Für einige Minuten vergessen wir alles um uns herum. All­zu lange möchten wir aber nicht bleiben, immerhin haben
wir schon fast die Alpe erreicht. Der Almkäse der Gamper­thun Alp sei erst kürzlich als ausgezeichnet prämiert worden, erzählt uns ein Senner, mit dem wir kurz plauschen. Auf 2.057 Meter Seehöhe offenbart sich uns ein atem­beraubender Blick auf einige der 74 Dreitausender der Silvrettagruppe.

Sonnenaufgang am Mittagkopf Bergkapelle Gamperthun

Die Bergkapelle Gamperthun lädt mit ihren Bänken und Tischen zum Verweilen ein.

Sonnenaufgang am Mittagkopf Grübelesee

Keine Menschenseele treffen wir am Grübelesee, dafür aber eine kleine Pferdeherde.

Grübelesee

Schluss mit lustig? Noch lange nicht! Wir kurbeln weiter zum Grübelesee. Auf dem Weg dorthin zieht der Grübele Bach immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich, denn das glasklare Wasser glitzert verheißungsvoll in der Sonne und verspricht einen ebenso klaren See. Unsere Erwartungen werden sogar übertroffen: Türkisblau leuchtet der Grübelesee uns von Weitem entgegen. Auch hier wird uns wieder klar, was Marc mit „hochalpinem Flair und der Ruhe des Paznauns im Sommer im Vergleich zum lebhaften Winter“ meint. Gerade mal ein Fünftel der jährlichen Gästeübernachtungen in der Region fallen auf den Sommer. Das erklärt dann wohl auch, warum wir auf dem Weg zum Grübelesee nur einem Senner und keinen Touristen begegnet sind. In anderen alpinen Regionen wäre dieser See wohl längst sämtlichen Influencern zum Opfer gefallen… Am Ufer des Sees sitzend, ist der Alltag einfach nur meilenweit entfernt. Völlig entspannt sitzen wir da, genießen den alpinen Anblick und sind uns einig, dass sich ein Kurzurlaub im Paznaun immer wieder lohnt. 

Zur Region

Sonnenaufgang am Mittagkopf

Paznaun Ischgl

Dorfstrasse 43
6561 Ischgl

+43 50990100
info@paznaun-ischgl.com
www.ischgl.com

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