Gipfelfieber in der Wildkogel Arena

Wie kein anderer Berg im Oberpinzgau steht der Wildkogel für touristische Erschließung und animiertes Bergerlebnis. Spielplätze, zur Einkehr einladende Bergrestaurants und drapierte Aussichtspunkte locken Besucher, die ohne große Anstrengung einen unverstellten Blick auf den im Süden sich ausbreitenden Nationalpark Hohe Tauern erhaschen wollen. Zwei Bergbahnen führen von Bramberg bzw. Neukirchen Richtung Gipfel und nehmen Mountainbikes kostenlos mit. Vom Wildkogel bieten sich zahlreiche Tourenmöglichkeiten in die Seitentäler wie zur urigen Baumgartenalm oder ins malerische Trattenbachtal.
Uns hat in diesem Jahr das Gipfelfieber gepackt. Von Neukirchen aus haben wir die neu gestaltete Bike Strecke über die Talstation Gensbichl gewählt. Mit dem E Bike stellen die etwa 1.250 Höhenmeter bis zur Bergstation der Wildkogelbahn keine gigantische Herausforderung dar, und wir genießen den Ausblick. Mystisch und wild verlieren sich die tiefen Tauerntäler im Süden auf der anderen Seite des Pinzgauer Salzachtals in den schroffen, vergletscherten Bergflanken der Venedigergruppe. Oben angekommen, halten wir uns sogleich links. Der leicht zu erreichende Gipfel des Frühmessers mit seinen 2.233 Metern ist unser heutiges Tagesziel. In nur zehn Minuten sind wir vom Ende des Fahrweges bis zum Gipfelkreuz gelaufen und sind erstaunt, wie schnell man der Zivilisation entflohen ist. Eine Schafherde weidet im Gipfelbereich. Zwei Feuersalamander liefern sich, wie Ungeheuer aus einem japanischen 60er Jahre Godzilla Film, mechanisch ungelenk anmutend ein Wettrennen auf dem leicht feuchten Weg. Ein wunderbarer Blick bietet sich über die Kitzbüheler Alpen nach Norden, zum Großen Rettenstein. Bevor wir einkehren, nehmen wir den Wildkogel im Osten als zweiten Gipfel des Tages quasi noch im Vorbeirollen mit.

Bergerlebnis

Die Wetterprognose für die kommenden Tage ist hervorragend. Sonne satt und warme Temperaturen sind optimal, um die hochalpinen Gipfel im Nationalpark Hohe Tauern
kennenzulernen. Unser heutiges Bike und Hike Ziel ist die Kürsinger Hütte, das Base Camp für die Besteigung des 3.657 Meter hohen Großvenedigers. Über den Tauernradweg gelangen wir ins Obersulzbachtal. Bis zur Berndlalm steigt die Schotterstraße relativ steil an. Kurz bevor man diese erreicht, hört man rechterhand vom Weg den Seebachfall in die Tiefe rauschen. Auf der Alm öffnet sich das beeindruckende Hochtal und wir erblicken die Gletscher des Obersulzbachkees im Talschluss. Irgendwo da hinten liegt die Kürsinger Hütte. Der Herzschlag erhöht sich. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Links und rechts sehen wir wilde Bäche. Dem Lauf des gurgelnden Obersulzbaches folgend, kurbeln wir an der Postalm vorbei bis zur Talstation der Materialseilbahn. Dort schließen wir nach 1.100 Höhenmeter Uphill die Mountainbikes ab und starten die Wanderung zur Kürsinger Hütte, deren Geschichte mit der Erstbesteigung des Großvenedigers 1841 begann. Der alpine Pfad erfordert Trittsicherheit und Kondition. In etwa eineinhalb Stunden und über gut 650 Höhenmeter führt dieser mit spektakulärem Ausblick auf die Gletscherwelt des Nationalparks Hohe Tauern bis zur Hütte auf 2.548 Metern – nicht nur Tagesziel, sondern auch unser Übernachtungsort. Im Sonnenuntergang erblicken wir nur unweit der Hütte eine Gruppe Steinböcke. Später leuchten die riesigen Gletscherflächen weiß im Mondlicht. Wir befinden uns als stille Komparsen in einem wundervollen Naturfilm und freuen uns schon auf den kommenden Morgen. Dann möchten wir zum Sonnenaufgang auf dem 3.291 Meter hohen Gipfel des Keeskogels stehen und die Hohen Tauern im ersten Licht des Tages überblicken.

Info: Nationalpark Hohe Tauern

Es ist das größte Schutzgebiet der Alpen: Wilde Urlandschaft und bergbäuerliche Kulturlandschaft sind die beiden Gesichter des 1.836 Quadratkilometer großen Gebiets. Der Großglockner ist mit 3.798 Metern der höchste Gipfel. Im Schutzgebiet ziehen sich die Gletscher immer stärker zurück und geben dabei eine Wildnis frei, die bislang ohne menschliche Einflussnahme war. Highlights sind zweifelsohne die unerschlossenen Sulzbachtäler, unbewohnt, außer durch das vom Alpenverein ausgebaute Wegenetz nicht erschlossen, unwegsam. Eine Tour vom Tal bis in die vergletscherte Gipfelregion ist vergleichbar mit einer Reise durch alle Klimaregionen: von Mitteleuropa bis zur Polarregion.

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