Bike & Hike in Gastein

Text Holger Schaarschmidt Bild Andreas Meyer
Geschichten

Auf dem Weg zum Gamskarkogel

Die Salzburger Region ist bekannt für ihre heißen Quellen, Thermalbäder und den Gasteiner Heilstollen. Für Biker bietet Gastein Entdeckungstouren in die zahlreichen Seitentäler, hingegen nur einen Singletrail, den Bertahof Trail, worum hier niemand einen Hehl macht. Wir haben abseits der mondänen Badeanstalten spannende Ausblicke, Ruhe und Einfachheit gefunden.

 
 

„Bike and Hike“ steht neuhochdeutsch und trendbewusst für die traditionelle Beschreibung „Wir fahren mit dem Mountainbike auf den Berg, und sobald es nicht mehr weitergeht, laufen wir zum Gipfel“. Gemeinsam mit Andrea und Harry von Bike Gastein unternehmen wir eine (E)Bike and Hike Tour zur Gamskarkogelhütte, deren erhabener Standort, der Gamskarkogel (2.467 Meter), als höchster Grasberg Europas gilt.
Wir starten unsere Tour bei Andreas Shop in Bad Hofgastein. Nach nur wenigen Metern beginnt der Anstieg. Bis zum Annencafé führt uns eine schmale Straße durch die tiefgrünen Wiesen. Mit zunehmender Höhe bietet sich ein immer besserer Blick ins Tal. Kurz darauf geht der Weg in eine Schotterstraße über. Sie verschwindet im Rastötzengraben, einer Schlucht, die bis zu einem offenen Talkessel führt, der sich in gigantischen steilen Grashängen verliert. Dort befindet sich die Rastötzenalm. Drei urige kleine Hütten werden dort liebevoll bewirtschaftet. An einer von ihnen, der Grußberghütte, schließen wir unsere Bikes ab und stärken uns für den weiteren Fußweg.

Bike & Hike in Gastein - Rastötzenalm

Die Rastötzenalm - ab hier geht es zu Fuß auf den Gamskarkogel.

Bauernkrapfen. Bei Michael an der Oberen Astenalm lernt man, wie man sie herstellt.

Einfach zufrieden

An einem kaum übersehbaren Stoß mit Holzscheiten informiert uns ein Schild, dass die Materialseilbahn aktuell außer Betrieb ist. Höflich bittet der Hüttenwirt darum, jeweils ein Scheit mit zur Hütte zu bringen. Auf Andreas Rat hin wählen wir den längeren Anstieg über den Frauenkogel – trotz Zusatzgepäcks. Durch kniehohes Gras führt uns der Weg bis zur Schmalzscharte, von der man ins benachbarte Großarltal blicken kann. Dem Bergrücken meist auf dem Grat folgend, überschreiten wir mehrere Grasgipfel: zunächst den Tennkogel, dann den Frauenkogel, und schließlich erreichen wir das heutige Tagesziel, den Gamskarkogel.
Die Gamskarkogelhütte gilt als eine der ältesten bewirtschafteten Hütten der Ostalpen.
Sie wurde 1828 auf Geheiß von Erz­her­zog Johann erbaut. Der Hüttenwirt erwartet uns bereits mit einem Begrüßungsschnaps. Im Sonnenuntergang eröffnet sich ein überwältigendes 360 Grad Panorama. Wer das Ursprüngliche sucht, wird an der Gamskarkogelhütte fündig: Bewusst wird hier auf Annehmlichkeiten, wie sie in moderne Hütten längst Einzug gehalten haben, verzichtet. Auf sympathische Art werden den Besuchern Zufriedenheit mit dem Einfachen und Verständnis für grundlegende Notwendigkeiten wieder bewusst, und sei es nur, Brennholz auf die Hütte zu befördern, um dort etwas Warmes auf den Teller zu bekommen. Das Essen vom Holzofen (frisch gebackenes Brot und einfache Produkte) sowie die Hütte in ihrer baulichen Form (trotz zaghafter Modernisierungen) ursprünglich zu erhalten, entsprechen der Philosophie der Betreiber. Die Einzelanlieferung von Holzscheiten hingegen ist nicht Teil der Einstellung, sondern auf die nicht erteilte Betriebsfreigabe der in die Jahre gekommenen Materialseilbahn zurückzuführen. Auf einer hochalpinen Hütte ist Improvisation eine Tugend. Wir sind jedenfalls begeistert und freuen uns schon jetzt auf den Sonnenaufgang, während wir dem knisternden Holz im Ofen lauschen. Draußen zeigt sich derweil am klaren, sternengetränkten Nachthimmel die Milchstraße in all ihrer Pracht.

Weiter geht es zu Fuß mit den Holzscheiten als Zusatzgewicht.

Bike & Hike in Gastein - Gamskarkogelhütte

Gipfelglück an der Gamskarkogelhütte auf 2.467 Metern.

Gämse auf dem Heimweg

Am kommenden Morgen sind wir nicht die einzigen Frühaufsteher. Anscheinend ist die ganze Hütte auf den Beinen. Sogar duftender Kaffee samt leckerem Frühstück stehen schon auf dem Tisch. 24 Personen können hier oben im Lager und drei Zimmern nächtigen. Auf dem kurzen Wanderweg zurück zu den Bikes erblicken wir dann sogar noch ein Rudel Gämsen – als wollten uns die Tiere bestätigen, dass der Berg seinen Namen nicht zu Unrecht trägt. Zurück auf der Grußbergalm, begrüßt uns die Wirtin freundlich und unsere E Bikes warten schon. Wenig später sind wir auf dem Weg zurück ins Tal.

Zur Regiom

Gasteinertal

Tauernplatz 1
5630 Bad Hofgastein

+43 643233930
info@gastein.com
www.gastein.com

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