Almentour im Grossarltal

Ruhe und Gelassenheit statt Action und Abenteuer

Die Großarler schreien nicht: „Hier Mega Enduro! Hier Freaky Freeride! Hier das größte Bike Event der Alpen!“ Sie leben andere Werte. Der Alpinismus ist in Hüttschlag fest verwurzelt. Die bescheidene Pfarrkirche und die wuchtigen Gewerkenhäuser des Dörfleins wirken winzig gegen die Hüttschlager Wand, die über steile Wiesen in den Himmel aufsteigt. Eiszeitliche Gletscher haben einen tiefen, asymmetrischen Trog ausgeschliffen. An der Ostseite des Tales streben eindrucksvolle Felswände empor, während die Westseite in sanften Hängen ansteigt. Die rostigen Stahlseile der Materialseilbahnen links und rechts an den Talflanken bilden neben dem Dorfnamen den einzigen Hinweis auf die Bergbauvergangenheit des Dorfes. Die Gemeinde Hüttschlag bildet den Talschluss dieses östlichsten Tauern­tals, es verbindet die Hohen mit den Niederen Tauern.

Panoramatour oder Bike & Hike

Das 27 Kilometer lange Hängetal durchziehen 140 Kilometer Mountainbike Routen. Grasberge und sanfte Almlandschaften dominieren den Blick, markant unterbrochen von eigenwilligen Kalkstöcken wie dem Schuhflicker, dem Sandkogel oder dem Draugstein. Zwei Arten gibt es, das Großarltal per Mountainbike zu erkunden. Horizontal auf Panoramawegen von Alm zu Alm, etwa auf der ausgeschilderten Großarler Almenrunde. Oder vertikal auf einer „Bike & Hike“ Tour - Mit dem Mountainbike bis zur Alm und anschließend zu Fuß weiter auf einen der zahlreichen Gipfel.
Mit einer „Bike & Hike“ Tour befinden wir uns in genau der richtigen Destination. Denn das bedeutende Höhenprofil, die Förderung eines nachhaltigen Tourismus im Einklang mit der Natur, gelebte Traditionen und die starke Alpinkompetenz der Großarltaler haben den Österreichischen Alpenverein bewogen, Hüttschlag das begehrte Prädikat „Bergsteigerdorf“ zu verleihen.

Von Alm zu Alm im Panorama Modus

Noch gibt es im Großarltal 40 Almen, die traditionell wirtschaften. Traditionell heißt: Die Milch der Kühe wird überwiegend vor Ort direkt zu Topfen, Käse und Butter verarbeitet. Die Produkte gibt es ausschließlich an Ort und Stelle zu kaufen. Grund genug, sich in den Sattel zu schwingen und Kurs in Richtung einer der vielen Almen zu nehmen. Gar nicht so leicht bei der Auswahl… Aber wir hören wie immer auf die Tipps der Locals, und so soll unser erster Stopp die Bichlalm auf 1.731 Metern sein. Unser „Guten Morgen“ quittiert Senner Sepp Andexer mit einem verschmitzten Lächeln, schließlich ist er bereits seit 5 Uhr auf den Beinen. Die 24 Kühe melken, Brot und Apfelstrudel backen, den Stall ausmisten – all das haben Sepp und seine Frau gemeinsam mit einer Angestellten erledigt, während wir in der knisternden Morgenluft vom Hauptort Großarl aus durch das Ellmautal und dichten Wald die zehn Kilometer und 850 Höhenmeter zur Bichlalm getreten sind.

Logenplatz Tauern

Als Sepp das Frühstück serviert – frisch gebackenes Brot und selbst gemachte Marmelade –, fühlen wir uns wie an einem Logenplatz. Der Mund bleibt uns beim Kauen beinahe offen stehen angesichts des herausragenden Panoramas. In der einen Richtung die gewaltigen 3.000er der Tauern, in der anderen der markante Gebirgsstock des Hochkönigs. Beinahe meinen wir, von der hölzernen Terrasse aus einen Blick auf unser nächstes Highlight werfen zu können - den Großarltal Singletrail, der sich in die Flanken des gegenüberliegenden Kreuzkogels schmiegt. Zehn Kilometer und 1.000 Tiefenmeter schaukelt der klassische Flowtrail über Anliegerkurven und Bodenwellen hinab nach Großarl, direkt zum Pumptrack vor der Talstation...

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